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Neuer UN-Bericht: 703 Millionen Menschen ohne eine Basis-versorgung mit Trinkwasser

Mit freudvollen Ansatz und positivem Mindset macht Viva con Agua auf die globale Wassersituation aufmerksam. Manchmal ist es aber auch notwendig auf die nackten Zahlen zu schauen. Und welcher Anlass bietet sich dafür besser an als der 28.07., der Tag an dem das Menschenrecht auf Wasser verabschiedet wurde. Insbesondere seit die UN 2015 den wichtigen Schritt gegangen sind, insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals/SDGs) festzulegen. Diese sollen bis 2030 erreicht werden. Jetzt ist es Halbzeit für die Ziele und ein Blick auf die Entwicklungen bietet sich an. Um die Fortschritte im WASH-Sektor zu verfolgen, veröffentlicht die WHO gemeinsam mit UNICEF alle 2 Jahre das Joint Monitoring Programme (kurz JMP) mit Blick auf das SDG 6 – den gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitär und Hygiene. Also genau die Steckenpferde von Viva con Agua. 

Festzuhalten bleiben erst einmal erfreuliche Nachrichten. In allen drei WASH-Bereichen sind die Zahlen an Menschen, denen der WASH-Zugang fehlt, rückläufig. Insbesondere der Anteil an Menschen mit einem Basis-Zugang zu Hygienemöglichkeiten ist stark gestiegen. Doch was die Zahlen auch ganz deutlich zeigen: in diesem Tempo wird das SDG 6 klar verfehlt. Auch werden klimatische Veränderungen und Entwicklungen nicht in dem Monitoring berücksichtigt. Belinda Abraham, Institutionelle Fundraiserin und WASH-Spezialistin bei Viva con Agua, blickt dennoch positiv auf die jüngsten Entwicklungen:


Zu allererst ist positiv hervorzuheben, dass immer mehr Staaten die WASH-Zahlen überhaupt überprüfen und veröffentlichen, das macht eine solch umfangreiche Auswertung überhaupt erst möglich. Die Entwicklung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das alleine reicht aber noch nicht aus, wir müssen größer denken und alle Stakeholder an einen Tisch bekommen. Denn diese Herausforderungen sind nur gemeinsam zu bewältigen. Dazu gehören Regierungen, NGO’s, Wissenschaftler:innen, der private Sektor und noch so viele mehr. Wenn sich alle für Wasser einsetzen, ist Wasser für alle möglich. 

Positive Entwicklung aber noch Verbesserungspotential

Nochmal ein genauerer Blick auf die Zahlen: der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in unterschiedliche Level eingeteilt. Vom gesicherten Zugang bis hin zu einem Zugang zu ungesichertem Oberflächenwasser (genauere Kategorisierung s. Tabelle). Für Viva con Agua ist es der Mindestanspruch, allen Menschen einen Basiszugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Ganz nach dem Prinzip “Leave no one behind”. Die Zahl an Menschen, denen ein Basis-Zugang zu sauberem Trinkwasser fehlt, ist rückläufig auf 703 Millionen Menschen gesunken (vormals 771 Millionen). Die letzten 2 Jahre können damit durchaus als Erfolg gesehen werden. Um bis 2030 aber mindestens 99% der Weltbevölkerung mit einem Basiszugang zu sauberem Trinkwasser zu versorgen, müsste sich das Tempo dieser Entwicklung mindestens verdoppeln.

Die JMP Ladder zur Verteilung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser. Quelle: JMP

Giri Khatri, Viva con Agua- WASH Program-Experte aus Nepal, weist aber auf die Unterschiede in verschiedenen Ländern hin:

Bei einem genaueren Blick in das Monitoring wird deutlich, dass es in einigen Ländern im WASH Sektor immer noch gegenläufige Entwicklungen gibt. Um bis 2030 tatsächlich allen Menschen einen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, müsste sich die Entwicklung für die kommenden Jahre versechsfachen! Ganz nüchtern betrachtet wird dies sehr wahrscheinlich nicht möglich sein. Die Ziele werden demnach verfehlt. 

Einfluss der Corona-Pandemie auf die WASH Zahlen

Mit Blick auf die Weltbevölkerung ist die Zunahme an Versorgung mit Wasser, Sanitäranlagen und Hygienemöglichkeiten keine kleine Nummer – besonders vor dem Hintergrund der Covid 19-Pandemie, Kriegen etc. Trotzdem ist die positive Entwicklung zu langsam

Zusätzlich zu den klimatischen Veränderungen, die bereits Auswirkungen auf die Entwicklungen im WASH-Sektor haben, fällt in die Zeit des Berichts auch die Corona Pandemie. Die Meinungen der Expert:innen sind hier zwiegespalten. Auf der einen Seite ist das grundsätzliche Verständnis für Hygiene in der weltweiten Gesellschaft stark angestiegen. Zudem wurden viele Sofortprogramme entwickelt, die Menschen Hygiene-Möglichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Auch Viva con Agua hat in diesem Zeitraum viele Handwasch-Kits und Stationen in die Projektarbeit integriert. Auf der anderen Seite hatte dies oftmals nur einen kurzfristigen Effekt.

Eine Schülerin in Uganda an einer Handwaschstation. Foto: Leo Müller

Die Herausforderung ist es, langanhaltende Verhaltensänderungen zu fördern, findet auch Belinda:

Während der Pandemie war es in einigen Ländern das erste Mal überhaupt, dass geprüft wurde, wie die Hygiene-Situation an Schulen und Gesundheitszentren ist. Dies hat oftmals den großen Bedarf an sauberem Wasser zum Vorschein gebracht. Andererseits waren die Kosten für den Zugang zu Hygiene in ruralen Gegenden so hoch, dass dort oftmals nichts geschah, und sich weiterhin auf urbane Gegenden fokussiert wurde.

Christian Wiebe, Divisional manager WASH bei Viva con Agua, ergänzt mit Blick auf die neue Statistik:

Es schält sich eine Gruppe von Menschen heraus, zwischen ca. 10% und 15% weltweit, die gar keinen oder nur sehr limitierten Zugang zu WASH-Services haben, da diese geografisch, sozial und wirtschaftlich ausgeschlossen sind. Es handelt sich hauptsächlich um Menschen in sehr ländlichen, abgelegenen Regionen mit wenig Infrastruktur – diese Menschen müssen wir mit unseren Projekten erreichen nach der Devise: „Leave no one behind“. Oder noch besser: Was wir alle tun müssen, ist, diejenigen, die am weitesten zurückliegen, an die erste Stelle zu setzen!

Es ist klar, dass bis 2030 noch einiges an Arbeit vor uns liegt. Die gesteckten Ziele der SDGs können wir nur gemeinsam erreichen. Unterstützt die Arbeit von Viva con Agua und die Vision “Wasser für alle” jetzt mit einer Fördermitgliedschaft oder Spende, damit im nächsten Bericht steht, dass wir voll auf Kurs sind. 

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