In der Serie Faces of Agua stellen wir Akteurinnen und Akteure vor, die mit und für Viva con Agua Wasserprojekte umsetzen. Sie arbeiten als Mechanikerinnen, Projektleiter, Ingenieure, Workshopleiterinnen und vieles mehr. Wer sind die Menschen, die in verschiedenen Ländern täglich im Einsatz sind für sauberes Trinkwasser?
Hier kommen sie zu Wort.
Ich bin Alemayehu Worku, ein Ingenieur für Wasserressourcen mit 27 Jahren Berufserfahrung. Seit zehn Jahren arbeite ich als WASH-Programmkoordinator für Welthungerhilfe (WHH) in Äthiopien. Meine Mission ist es, den Zugang zu sauberem Wasser in meinem Land zu verbessern – eine Aufgabe, die sowohl herausfordernd als auch unglaublich lohnend ist.
Die Suche nach geeigneten Standorten für Trinkwasserbrunnen ist weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Dabei müssen zahlreiche entscheidende Faktoren sorgfältig geprüft werden, um eine nachhaltige und sichere Wasserversorgung zu gewährleisten. Dazu gehören hydrogeologische Aspekte wie das Vorhandensein von Grundwasserleitern, die lokale Geologie und die Tiefe des Grundwasserspiegels. Ebenso wichtig sind die Wasserqualität – etwa in Bezug auf Salzgehalt, chemische Zusammensetzung und potenzielle Verschmutzungsquellen – sowie Umweltfaktoren wie Überschwemmungsrisiken und die Hydrologie von Einzugsgebieten.
Trotz sorgfältiger Planung birgt das Bohren nach Wasser erhebliche Herausforderungen. In Äthiopien basiert die Grundwassererschließung meist auf indirekten geophysikalischen Methoden, die mit Risiken behaftet sind. Es gibt immer die Möglichkeit, dass ein gebohrter Brunnen kein Wasser liefert. Dieses Risiko verdeutlicht die Bedeutung von Fachwissen und Präzision in diesem Bereich.
Nicht alle Brunnen sind gleich. In unseren Projekten gibt es spezifische Unterschiede zwischen flachen und tiefen Brunnen. Diese Unterschiede betreffen den Brunnendurchmesser, die erwartete Wassermenge, die verwendeten Materialien und die Methode zur Wasserförderung. Tiefe Brunnen erfordern beispielsweise Stahlrohre und motorbetriebene Tauchpumpen, während flache Brunnen in der Regel UPVC-Rohre und Handpumpen nutzen. Diese Unterschiede beeinflussen nicht nur den Bauprozess, sondern auch die langfristige Nutzbarkeit der Brunnen.
Nach Abschluss der Bohrung variieren die restlichen Arbeiten je nach Brunnentyp. Flache Brunnen benötigen in der Regel etwa zwei Tage, um fertiggestellt zu werden. Dazu gehören die Installation des Rohrsystems, das Auffüllen mit Kies, Reinigung, Entwicklung, Abdichtung sowie der Bau des Brunnenkopfes. Bei tiefen Brunnen ist der Prozess komplexer und dauert etwa sieben Tage, da zusätzliche Schritte wie Pumpentests, Wasserproben und Qualitätsanalysen erforderlich sind.
Das Bohren durch unterirdische Formationen birgt seine eigenen Schwierigkeiten. Zu den häufigsten Problemen, die auftreten können, zählen Einstürze, Hohlräume und verlorene Zirkulation. Diese Hindernisse machen den Prozess besonders anspruchsvoll.
Trotz all dieser Hürden ist der Moment, in dem Wasser gefunden wird, ein Augenblick reiner Freude. Für mein Team und mich bedeutet er den Lohn harter Arbeit und Ausdauer. Es ist ein greifbarer Erfolg, der Erleichterung und Glück bringt und zeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben.
Die Wartung eines neu errichteten Brunnens ist entscheidend für dessen Langlebigkeit und Funktionstüchtigkeit. Allerdings gibt es in Äthiopien bisher keinen festen Wartungsplan. Die Instandhaltung erfolgt nach Bedarf, oft ausgelöst durch starke Regenfälle, Überschwemmungen oder merkliche Rückgänge der Wasserqualität oder -menge.
Mit meiner jahrzehntelangen Erfahrung trage ich dazu bei, Gemeinschaften mit einer der lebensnotwendigsten Ressourcen zu versorgen. Es ist mir eine Ehre, durch meine Arbeit und mit dem Team sinnvolle Veränderungen zu bewirken – einen Brunnen nach dem anderen.
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Alle Infos gibts hier.
Du möchtest noch mehr über John’s Rig in Äthiopien erfahren? Hier findest du die ganze Geschichte. Oder möchtest du noch weitere Faces of Agua kennenlernen, die mit uns am Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung für alle arbeiten? Dann lies doch noch die Geschichten von Moreblessing Moyo, Hygienetrainerin aus Simbabwe. Oder von Abdulai Amin, Schulleiter der Nyori Primary School in Uganda.